Die Sappeure Linn 1972

Auferstanden aus Ruinen...so, wie einstmals das kommunistische Ostdeutschland sang, so könnten auch die Sappeure singen. Die Anfänge dieser glorreichen Truppe liegen nämlich, und das erstaunte den Chronisten doch ein wenig, bei der Luftpumpen-Kompanie der Bogenschützen. Jene Kompanie, die sich Schützenfest auf Schützenfest mit Flitzebogen und Holzpfeilen in den Kampf wirft und immer als Verlierer in die Flucht geschlagen wird, sollte Mitbegründer der Linner Sappeure sein?!

Naja, ganz so dramatisch war es wohl nicht. Zwar waren einige der heutigen Sappeure damals Mitglieder der Bogenschützen, darunter Minister a. D. Wolfgang "Lulu" Lüttges 1968 (siehe die Fotos aus dem Jahre 1971), federführend bei der Gründung der Sappeure Linn war aber ein anderer Club, und zwar die Tischtennis Freunde Linn. Sowohl Ernst Genahl, als auch Joschi waren hier als Gründungsmitglieder zu Gange, ehe dieses Duo 1972 auch eine eigene Schützenkompanie im Linner Schützenverein gründete, die Sappeure. Joschi, der später als König durch Linn marschieren sollte, war 1957 schon mit acht Jahren im Schützenwesen aktiv, damals im Fanfarenzug der Landsknechte (Lenn'sche Burgwetter).

Schnell scharte sich eine feste Gruppe um die Gründungsmitglieder, die Sappeure begannen sich zu formieren. Zunächst galt die junge und wilde Truppe als verschrieen, denn ohne Zweifel brachten die Sappeure frischen Wind in das Burgstädtchen. Doch schnell hatten sich die Königstreuen einen respektvollen Namen gemacht, vor allem die Ehrendamen waren begeistert von den Youngstern. Unbestätigten Gerüchten zur Folge können die Ehrendamen dieser Zeit noch heute jedem Sappeur seine damalige Telefonnummer aufsagen - und das nach mehr als 30 Jahren.

Doch Ordnung musste sein, und so weihten die Sappeure im Jahre 1988 endlich ihre eigene Fahne ein. "Mit der eigenen Fahne haben sich die Linner Sappeure nun endgültig etabliert", schrieb am 20. Juni 1988 die Westdeutsche Zeitung über den historischen Moment in der Pfarrkirche St. Margaretha unter der Leitung von Pastor Gerhard Veltmaat. Bürgermeister Willi Wahl lobte das soziale Engagement der jüngsten Kompanie in Linn. Das hatte sich in den Vorjahren entwickelt, als die Pioniere regelmäßig auf dem Linner Weihnachtsmarkt Kinderspielzeug zu Gunsten der Kinderkrebshilfe und der Aktion Teddybär verkauften.

Weitere prominente Gesichter bei der anschließenden Fahnen-Feier im Schloss Greiffenhorst: die Ehrensappeure Oberbürgermeister Dieter Pützhofen, Heinrich Jaspers, Johannes Zaunbrecher und Friedhelm Pauen, Schützenvereinsvorsitzender Heinz Goeden, sowie das Königspaar Lambert I. und Linda I. (Friederichs).

Kaum einer hatte da wohl geahnt, dass der zum Major beförderte Hauptmann Joschi drei Jahre später zum Sonnenkönig von Linn werden sollte. In einem fairen Kampf setzte sich der Bademeister am 20. Mai 1990 aber schließlich selbst die Krone auf, umjubelt vom Linner Volk. Mit ihm durfte sich Frau Roswitha freuen, als Minister standen Lulu mit Frau Bärbel und Ernst mit Rita Gärtner dem König Gewehr bei Fuß. Als Königskompanie erlebten die Sappeure ein wunderbares Fest und waren die umjubelten Stars der Manege. Damals auch schon dabei: der heutige dienstälteste Jungsappeur Florian Lüttges. W?hrend des ganzen Festes schenkte Wettergott Petrus dem Königspaar Sonne, der Name des Sonnenkönigs war geboren.

Auch 1997, ganze 25 Jahre nach Gründung der Sappeure, schien die Sonne. Da nämlich hatten die Sappeure auf die Linner Burg eingeladen, um zusammen mit ihnen das Vierteljahrhundert zu feiern. Ein Satz, den sich jeder Sappeur an die Schürze heften kann, war in dem Artikel der Rheinischen Post zu lesen: "Nach wilden Anfängerjahren sind sie heute eine gefestigte Gemeinschaft mit viel Humor und einem hohen Niveau!" Na bitte, wer sagt's denn...selbstredend, dass der Verfasser des RP-Artikel eins schon wusste: die Sappeure bekamen 1997 eine Untergruppierung - die Jungsappeure. Lars Budweg, Manuel Kölker und Florian Lüttges belebten die Truppe schon lange, zu jenem Zeitpunkt fiel also der Startschuss für eine weitere Sappeurs-Legende.

Die Jungsappeure - mittlerweile auf die stolze Anzahl von zwölf Mitgliedern angewachsen - sorgen seitdem für den jugendlichen Touch der Sappeure, die bisweilen alle schon etwas in die Jahre gekommen sind: Die Haare werden lichter, die Bäuche runder, das Standvermögen lässt nach. Trotzdem, da wo die Sappeure auftauchen, ist für Spaß gesorgt.

Nach dem Schützenfest 2015 trat der langjährige Major und Chef der Kompanie, Joschi Krokowski von seinem Amt zurück. Auf ihn folgt Manuel Kölker, der im Rang des Hauptmanns nun die Meute anführt.